Unsere Fluren in römischer Zeit

Unsere Heimat im Zeitverlauf der Geschichte


2. Römische Zeit

2.1 Die Römer als Eroberer und Besatzer
2.2 Funde der Römerzeit auf unseren Gemarkungen,
DAISBACH - ESCHELBRONN - NEIDENSTEIN - WAIBSTADT

2.3 Funde auf Neidensteiner Gemarkung
2.4 Bildliche Dokumentation über den Ablauf einer Ausgrabungsarbeit im Jahr 1988.

Diesen Vortrag habe ich meinen verstorbenen Heimatfreunden und Hobbyarchäologen
Karl Boppre, Forstamtmann i.R. (+1993) aus Waibstadt und
Kurt Machhold Forstamtsrat i.R. (+1995) aus Daisbach gewidmet.
Stand: 31.10.2005, Reinhard Stichling

Topographische Karte mit Fundstellen auf den Gemarkungen
WAIBSTADT WEST - DAISBACH - NEIDENSTEIN - ESCHELBRONN

Vortrag:

Seyed gegrüßt und willkommen liebe Heimatfreunde zu einer Wanderung in die Römerzeit, über die heimatlichen Fluren unserer Gemarkungen. Lassen Sie sich entführen und Ihr schlummerndes Wissen über eine längst vergangene Zeitepoche erwecken, auffrischen und neues aus unserer Gegend erfahren.

Der Vortrag, - ist als Lesung mit Bildbegleitung aufgebaut - bietet einen informativen Einblick in unsere regionale römische Geschichte.
Er beschränkt sich auf das Wesentliche und Wichtigste - das man wissen muss - über die gut 250 jährige römische Besatzungszeit, deren kulturelle Einflüsse und Hinterlassenschaften, auf unseren Fluren.

Der erste Teil des Vortrages befasst sich mit den Römern als Eroberer und Besatzer, als Landvermesser, Neu-Organisatoren der Infrastruktur, der Landwirtschaft, dem Gewerbe, Städtebau und dem Handel und Warenverkehr.

Der zweite Teil des Vortrages befasst sich zunächst mit römischen Land - Karten und der Luftbild-Archäologie. Mit Berichten und Bilddokumentationen zu Funden auf den Gemarkungen Daisbach, Eschelbronn, Neidenstein und Waibstadt klingt der Vortrag aus.

Die german. Stämme im 1.Jahrh. n.Ch. in Beziehung zu den archäologischen Fundpovinzen.  Nach dem Abzug der Kelten war unser Gebiet kaum besiedelt.

Nahezu 250 Jahre dauerte der römische Aufenthalt auf unseren Gemarkungen und Fluren, den sogenannten Agri decumates als Eroberer, Besatzungsmacht, aber auch als Wirtschaftsmacht. Dieser römische Aufenthalt hat wie von keinem anderen Volk zuvor bleibende Spuren in vielfältigster Art, bestehend aus Scherben, Fundamentresten, versunkenen Straßen und unzähligenSagen und Geschichten hinterlassen.


Die Marschsäule der Kelten, Kimbern und Teutonen, 120 Jahre v.Christus. Vielleicht waren damals auch die Hevetier aus unserem Raum mit dabei.

Zur Zeit als die Römer unsere Fluren in Besitz nahmen, waren die hier ansässigen Kelten, zum größten Teil, bereits in den Süden der Schweiz ausgewandert. Das Grab der Keltenfürstin bei Sinsheim - Dühren wird in das Jahr 125 v.Chr. datiert. Die keltischen Bestattungen in den Hügelgräbern unserer näheren Umgebung enden um ca. 100 v.Chr.

Ob diese Abwanderung unter germanischem Druck, oder aus reiner Wanderlust erfolgte ist noch nicht ausreichend geklärt. Es wird auch vermutet, daß diese aufgegebenen Stammesgebiete jenen Helvetiern gehörten, welche mit den Kimbern zogen und mit ihnen untergingen. Zerstörungs - und Brandspuren auf einigen keltischen Höhenburgen lassen auf kriegerische Auseinandersetzungen, in diesem Zeitabschnitt, mit den germanischen Sueben und Markomannen schließen.

Doch nun wieder zu den Römern und den Hintergründen, wie es zu ihrem Gastspiel auf unseren Fluren kam

Es ist geradezu unmöglich, die römische Geschichte und ihre Bedeutung für die europäische Zivillisation - sowohl im Altertum als auch in der Neuzeit - auf einer kleinen Internetseite gebührend zu würdigen. Die römische Kultur war einereits Sinnbild für Zivilisation und Wohlstand, für Organisation und militärische Überlegenheit, auch für Dekagenz, Brutalität und Korruption. Es war eine facettenreiche Gesellschaft, zu der zivillisatorische Errungenschaften wie Wasserversorgung, Infrastruktur, Bildung, Kunst und großartige Bauwrke ebenso gehörten wie blutige Hinrichtungen, Gladiatorenkämpfe, Christenverfolgung und Sklaverei.


2.1 Die Römer als Eroberer und Besatzer:
Kurzbericht über einen ca. 250 jährigen Aufenthalt auf den Fluren - agri decumates -.

Im Jahre 50 v.Chr.hatte Caesar nach mehreren harten Feldzügen die Besetzung Galliens dem heutigen Frankreich, also links des Rheines, abgeschlossen.

Im Jahre 16 v.Chr. kapitulierte das inneralpine Königreich Noricum, ein Jahr später streckten die in Süddeutschland lebenden Räter und Vendeliker die Waffen.

Im Jahre 10 v.Chr. beugten sich die Völker der ungarischen Tiefebene dem römischen Joch.

Bereits im Jahre 12 v.Chr. eröffneten die Römer mit der Rheinarme die Offensive gegen Germanien. Im Süden unserem Bereich gab es keinen nennenswerten Widerstand von Seiten der geringen ansässigen keltischen und germanischen Bevölkerung.

Als Drusus auf dem Rückmarsch ins Winterlager zwischen Saale und Rhein durch einen Sturz vom Pferd verstarb (14. 9. 9 v.Chr.), übernahm Tiberius das Komando in Germanien. Seine Feldzüge waren so erfolgreich, daß Germanien im Jahre 7 v.Chr. bereits als tributpflichtige Provinz bezeichnet werden konnte.

Im Jahre 5 v.Chr. brach Tiberius endgültig den Widerstand der Germanen. Germanien bis zur Elbe wurde römische Provinz mit der Hauptstadt Köln.

Die Varusschlacht, oder die Schlacht im Teutoburger Wald.

Unter Augustus war geplant, das Gebiet bis zur Elb - Donau - Linie in das römische Reich einzubeziehen, eine Konzeption, die mit der Katastrophe im Teutoburger Wald endete.

Wie bedrohlich die "wilden" Germanenstämme hoch im Norden waren, erfuhr der Stadthalter Quinctilius Varus, der auf einem Feldzug im Jahre 9 n.Chr. in einen Hinterhalt geriet und mit drei Legionen, rund 20.000 Menschen, niedergemetzelt wurde.
Ob der Auslöser wirklich der ausgeprägte germanische Freiheitsdrang war, wie uns alte Geschichtsbücher aufdrängen, oder ob sich der Anführer Arminius (mit römischer Ausbildung und Erziehung, Kampferfahrung in den Reihen der Römer und mit dem Titel Freund des römischen Reiches) vielmehr auf die weltlichen Güter konzentrierte, mag offen bleiben.

Jedenfalls waren es unermessliche Reichtümmer, die den Germanen in die Hände vielen: Die persönlichen Besitztümer des Varus, die Staatskasse, das Eigentum der Soldaten, Waffen, Eisen als begehrtes Rohmaterial, Pferde, Maultiere, Menschen als Sklaven und der große Troß mit den Nahrungsmitteln, Werkzeugen, Bronzegeschirr und den vielen kleinen Dingen des täglichen Bedarfs. Das was Archäologen heute auf dem mutmaßlichen Schauplatz der Varusschlacht ausgraben, sind mit wenigen Ausnahmen nur kleine Reste, die bei der Plünderung übersehen oder für wertlos erachtet wurden.

Diese Schlacht im Teutoburger Wald ging als Wendepunkt in der römischen Politik in die Geschichtsbücher ein. Germanien blieb - frei -, die römische Herrschaft konzentrierte sich auf Süddeutschland und das linksrheinische Gallien.



Römer und Barbaren

Bei der Schlacht im Teutoburger Wald, im Herbst 9 n.Chr. wurden die Römer unter Varius (17.-18.-19. Legion) von Armenius vernichtend geschlagen und zogen sich an den Rhein zurück.

Zunächst nahm Rom die Eroberung Mittel- und Norddeutschlands nicht mehr in Angriff, sondern sicherte sich vor allem im Süden das Alpenvorland (rätischer Limes) sowie Brückenköpfe diesseits des Rheins im Bereich des unteren Mains (Wiesbaden) und Neckars (Ladenburg, Heidelberg - Neuenheim).

Das Militär als Pionier und Straßenbauer

Im Jahre 74 n.Chr. wurde von Offenburg aus eine Straße durch das Kinzigtal bis nach Augsburg gebaut, was die Besitznahme des Schwarzwaldes und des oberen Neckarlandes bedeutete.

Der entscheidende Vorgang der zur Errichtung einer geschlossenen Grenze, dem Limes, führte, war der Chattenkrieg (83 n.Chr.) unter Kaiser Domitian.

Alltag an einem rätischen Limestor im Alpenvorland. (rätische Mauer)

Bis zum Jahr 90 n.Chr. waren neben dem Westerwald -Taunus - und Wetteraulimes auch die Limesabschnitte am Main und am Neckar (Neckar-Odenwaldlimes) eingerichtet.
Am Main bestand als Ausgangspunkt des etwas später angelegten Odenwald- Limes (ca. 100 n.Chr.) das Kastell Obernburg. Am Neckar als Endpunkt der Odenwaldstrecke war der Kastellplatz Wimpfen.



Holzhandwerk

Ab dem Jahre 90 n.Chr. war die römische Besetzung unserer Heimat abgeschlossen, und die umfangreiche Siedlungs- und Bautätigkeit auf unseren Gemarkungen nahm ihren Anfang. Der Wald auf den ebenen Höhenlagen und an den südost- Hanglagen wurde rücksichtslos gerodet. Steinbrüche wurden angelegt und viele Verbindungswege zu den zahlreich entstehenden Gutshöfen in unserem Raum wurden gebaut. Ein zunächst friedliches, geregeltes römisches Verwaltungs- und Wirtschaftswunder nahm seinen Anfang.

Die überwiegende Zahl der Höfe wurde von Provinzialen, d.h. Bürgern peregrinen Rechts, bewirtschaftet oder von "Neubürgern" wie den Veteranen der Hilfstruppen nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst.

Germanische Gastarbeiter - meist Sklaven - und herbeigezogene Kelten aus Gallien fanden Arbeit auf den Gutshöfen, in Ziegeleien, Töpfereinen, Gerbereien sowie in den Metall- und holzverarbeitenden Betriebseinrichtungen der Gutshöfe. Die heimische Bevölkerung arbeitete als Taglöhner auf den Feldern der römischen Gutsherren, ansonsten betätigten sie sich als Nebenerwerbsbauern und Handwerker und waren zehntpflichtig.

End-Ausbau des obergermanisch- rätischen Limes, 1. -3. JH.n.CH

In den Jahren 148 und 161 n.Chr. kam es zu einer Verlegung der Linie Wörth am Mai bis Köngen / Neckar, um etwa 30 km nach Osten, auf die Linie Miltenberg - Lorch (im Remstal). Die Odenwald - Limeskastelle wurden aufgegeben und ihre Besatzungen an den neuen, den äußeren obergermanischen Limes verlegt.

Mit dieser Vorverlegung des Limes auf die neue Linie und den ständigen Verstärkungsmaßnahmen an allen Abschnitten der Grenze, wurden zum einen bereits unter römischem Einfluß stehendes Gebiete in das Reich eingegliedert, und zum anderen wurden erste Vorsichtsmaßnahmen getroffen, gegen die im Innern Germaniens sich vollziehende Völkerverschiebung und den Aufbau von Machtzentren, hinsichtlich der Gefahr drohender germanischer Invasionen insbesondere derer der Markomannen und den Stammesbünden der Alemannen.

Die Grenzen des germanisch - römischen Reiches bildeten nunmehr der germanische Limes, von Nord nach Süd, und der rätische Limes von West nach Ost ziehend.

Der Zeitraum um die Mitte bis Ende des 2. Jahrhundert n.Chr. war auf unseren Fluren der produktivste und friedlichste römische Zeitabschnitt. Das Militär in den Kastellen mußte versorgt werden. Ackerbau, Viehzucht, Handwerk und Handel waren in vollem Gange, und es herrschte eine Art Hochkonjunktur, auch in unserem Raum, auf den Fluren rings um das Schwarzbachtal. In diesem Zeitabschnitt dürfte Julius Veranius Super auch sein Gelübde eingelöst und den Votivstein zu Ehren der keltischen Fruchtbarkeitsgöttinen aufgestellt haben.

Wichtigste Aufgabe der Gutshöfe war die Produktion von Nahrungsmitteln für die Truppen und für die Bevölkerung in Städten und Siedlungen bei den Kastellen.

Die meisten Gutshöfe wurden im Familienbetrieb bewirtschaftet. Zur "famila rustica" gehörte auch das "Gesinde", freie - Angestellte und Sklaven, das der "väterlichen Gewalt des Villenbesitzers unterstand. Zur Feldbestellung und besonders zur Erntezeit hat man zusätzliche Kräfte und "Taglöhner", angeworben. Die überwiegende Zahl der Höfe wurde von Provinzialen, d.h. Bürgern peregrinen Rechts, bewirtschaftet oder von "Neubürgern" wie den Veteranen der Hilfstruppen nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst.

Die Größe der Wirtschaftsfläche einer durchschnittlichen Villa rustca lag bei 50 bis 100 ha. Die ummauerte Hoffläche betrug zwischen 1 bis 3 ha. (10.000 bis 30.000 Quadratmetern)

Mittelpunksvillen in einer ländlichen Region hatten eine 3-5ha ummauerte Hofareale und dazu gehörten bis zu 500ha Wirtschaftsflächen.

Zwei Heerstraßen durchzogen unser Gebiet von West nach Ost. Im Norden war dies die Straße von Heidelberg kommend, über Lobenfeld - Waldwimmersbach - die Höhe von Spechbach nach Reichardshausen - Aglasterhausen - Obrigheim - zum Kastell Neckarburken und dann 30 km weiter bis zum Kastell Osterburken.
Im Süden war es die Straße von Speyer kommend, über Horrenberg - Hoffenheim - Sinsheim - Steinsfurt - bis nach Wimpfen im Tal, und von dort weiter bis zum Kastell Jagsthausen.



Konstruktiver Aufbau untersuchter Römerstraßen aus unserem Raum. Steig-Strecke und Ebene-Strecke.

Diese Straßen hatten festen Steinbelag und wurden noch im frühen Mittelalter von den Franken benutzt und befahren.

Dazwischen gab es viele Querverbindungen , einmal als Zubringer zu den Hauptlinien, sowie Verbindungswege zwischen den einzelnen Höfen und größeren Ansiedlungen.

Der parallele Abstand dieser beiden Heerstraßen, gemessen von nördlich Epfenbach bis Sinsheim-Steinsfurt, beträgt ca. 14 km das entspricht ca. 10 römischen Meilen oder 6,5 gallischen Leugen.



Die Tabula Peutingeriana - römischer Straßenatlas - Niederrhein - FRANCIA - Frankenland

Die Entfernungen wurden in gallischen Provinzen und in Obergermanien in Leugen, - eine gallische Maßeinheit - ,
in Rätien dagegen in Millen, - eine römische Maßeinheit - , angegeben.

1 gallische Leuga = 1 Leuge = 2 200 m,

1 milla passum = 1 römische Meile = 1 474 m,

1 römische Meile = 5 000 röm. Fuß, 1 röm. Fuß = 29,56 cm



Ende der Römerherrschaft. Kastell Gelduba,beim Dorf Gellep bei Krefeld, nach einem schweren kriegerischen Einfall der Franken im Jahre 259. Nach der Schlacht werden die Waffen eingesammelt

Bereits ab dem Jahr 231 begannen die ersten heftigen Angriffe auf den Grenzwall. In den Jahren 259/60 durchbrechen die Alemannen im Süden, die Franken im Norden, den 550 km langen Limes mit seinen über hundert Kastellen und seinen über tausend Wachtürmen, und kommen erst an der Rheingrenze zum Stehen. Erstmals geht ein weiträumiges römisches Reichsgebiet endgültig verloren.

Ein neues Landschaftsbild entsteht. In unserem Raum beherrschen der alemannische Baustiel das Landschaftsbild, nördlich des Odenwaldes siedeln die Franken, westlich die Burgunden.

Bis zum Jahr 476, noch gute zweihundert Jahre, hält sich das weströmische Reich in Gallien, trotz Völkerwanderung und Hunnenzeit, dann ist auch dort die Römerherrschaft zu Ende und die Franken übernehmen, nach ihrem Sieg über die Alemannen, im Jahr 496 die Führungsrolle, - mit römischem Verwaltungsprinzip - im nunmehr freien germanischen Westeuropa.

Dorfanlage um 1100 ( Es ist dies die Zeit der Klostergründung in Sinsheim

Vieles, ja sogar sehr vieles gäbe es von der römischen Epoche noch zu berichten und zu erklären. Das wesentliche ist aber gesagt und ich möchte Sie nun mit einigen Beispielen archäologischer Luftbilder, auf die dann folgenden Fundberichte zu unserer unmittelbaren Umgebung einstimmen.

Archäologie im Luftbild:

Die folgenden Luftaufnahmen zeigen Beispiele aus Baden -Württemberg und sind mit den Fundorten in unserem Raum identisch und vergleichbar.

Röm. Siedlung b. Neustadt a. Kocher z.B.: (Waibstadt: Bitz - Klotzrain - Eulsbachgraben)



Römischer Gutshof bei Langenau Alb-Donau Kreis

Die Besiedlung des ehemaligen Landkreises Sinsheim, mit Fundnachträgen zu Waibstadt - Daisbach - Neidenstein und Eschelbronn.


2.2 Funde aus der Römerzeit auf unseren Gemarkungen.
Daisbach - Eschelbronn - Neidenstein - Waibstadt

Die älteren Heimatbücher unserer vier Gemeinden berichten meist nur sagenhaft von Fundamentresten, Scherben und Münzfunden aus der Römerzeit. Geht man jedoch all diesen Sagen und Hinweisen nach, dann stellt sich heraus, daß unsere Gegend doch nicht so fundarm ist wie früher allgemein vermutet. Diese Karte mit Fundeinträgen zeigt nur einen Bruchteil dessen was in unserem Raum noch in der Erde schlummert.

Daisbach - Ursenbacher Hof

2.2.1 Funde auf Daisbacher Gemarkung:

Unterhalb des Ursenbacher Hofes auf der Flur Kapellenäcker befinden sich die Fundamente eins römischen Gutshofes. Grabungen wurden noch keine durchgeführt.

Als Oberflächenfunde sind zu nennen:
Bruchstücke von Terra-Sigillata Geschirr, div. Tonscherben und einige Dachziegelbruchstücke. Ein Ringstück aus Horn, einige eiserne Nägel, eine Tüllenaxt aus Broze sowie eine kupferne Gewandnadel.


2.2.2 Funde auf Eschelbronner Gemarkung:






Eschelbronner Gemarkung, am alten Schulzenkopf. (Eine Sagenreiche Gegend)

Auf dieser Gemarkung im Flur "alter Schulzenkopf" wurden auf Grund einer alten Sage, im Frühjahr 1988 bei einer kurzen Sondierung einige Fundamente des sogenannten versunkenen Schlosses freigelegt. Die genaue Lage der Anlage wurde vermessen und aufgezeichnet und zum Teil bildlich dokumentiert. Die Scherbenfunde deuten auf römische Besiedlung. Das aufziehende Mauerwerk war vollständig abgetragen und die im Boden befindlichen Fundamente sind zum größten Teil erdrutschartig verschoben.


2.3 Funde auf Neidensteiner Gemarkung:

Diese Gemarkung ist wie auch die umliegenden noch recht wenig erforscht, doch soll über das wesentliche, und mir bis heute bekannte, berichtet werden.

Fundbericht, Bad.-Württemberg. 2, 1975, 187 f. des LDA Karlsruhe Zur Notgrabung vom 7. September bis 19. Oktober 1971 Neidenstein (Lkr. Sinsheim).

Auf dem Ackergrundstück Lgb. Nr. 4403 im Gewann "Buchfeld", östlich vom Ort, nahe der Gemarkungsgrenze gegen Waibstadt, stieß Landwirt W. Winkelmann seit längerer Zeit beim Pflügen auf Mauerreste. Eine Untersuchung der Fundstelle durch das LDA mit Unterstützung der Gemeinde und des Heimatvereins im Herbst 1971 führte zur Entdeckung einer gut erhaltenen römischen Kelleranlage, die wahrscheinlich Bestandteil eines bisher noch unbekannten römischen Gutshofes ist. Bislang untersucht wurde mehr als die Hälfte eines mit Muschelkalkbruchsteinen aufgemauerten Kellerraumes mit Wandnische und Zugang durch einen Kellerhals. Im Gegensatz zu anderen römischen Anlagen aus dem Kraichgau war dieser Keller nicht gewölbt, sondern sehr wahrscheinlich mit einer Balkendecke versehen. Die lotrechten Kellerwände sind an einzelnen Stellen noch nahezu 2m hoch erhalten. Mehrere Kellerbodenschichten mit verhältnismäßig reichhaltigem römischem Fundmaterial wurden festgestellt. Außerdem konnten aufschlußreiche bautechnische Befunde gewonnen werden. (TK 6619 - P.F. Mauser)

Zu obigem Fundbericht gibt es noch das Fundbuch in dem die einzelnen Schnitte und Abtragungen mit Funden aufgelistet werden. Des weiteren die Inventarliste, in der jeder Scherben, jeder Nagel, usw. genauestens aufgeführt und beschrieben ist. (18 Seiten)
Aufgenommen und Ausgewertet durch Dr. Peter Knotzele LDA Karlsruhe.

Wer kennt ihn noch nicht, den Votivstein der jahrelang als Weihwasserbecken in der alten Neidensteiner katholischen Pfarrkirche diente. ( ca. bis 1878) Nordöstlich des Schwarzbaches wurde er bereits Ende des 17.Jahrhundert, im Großraum Weisenberg - Hohenbühl gefunden. Im Jahre 1882 wurde er dann in die großherzogliche Sammlung nach Karlsruhe verbracht. Heute kann man eine Replika im Heimatmuseum Neidenstein besichtigen.

Den alhianischen: Matronen hat Julius Veranius Super, für sich und die seinen, sein Gelübde froh und nach Gebühr eingelöst, und mit diesem Denkstein die segensbringenden und fruchtbarkeitsspendenden keltischen Gottheiten verehrt.

Die Villa urbanum des Julius Veranius Super, der wohl ein Kelte war, wurde vom Landesdenkmalamt im Herbst 1971 ausgegraben. Das LDA vermutet, daß dortige Gebäulichkeiten auch eine sakrale Funktion innehatten und auch der Votivstein zu diesem Gutshof gehörte. Viele Funde aus der Neidensteiner Gemarkung sowie auch eine Replika des Votivsteines haben im Heimatmuseum Neidenstein ihren festen Platz eingenommen.

Bild - Dokumentation über die Ausgrabung des römischen Gutshofkellers  auf Gewann Buchfeld Lgb.-Nr. 4403

"Anno 1971" wer kann sich noch erinnern?


Das Ausgarbungsgeschehen




Römische Fundplätze um Waibstadt.

2.2.4 Funde auf Waibstadter Gemarkung :
Die Waibstadter Gemarkung ist außerordentlich fundreich. Die Fluren rechts der Schwarzbach (nord-östlich) sind noch wenig erforscht, aber auf den Bachäckern oberhalb der Bahnlinie ist ein römischer Gutshof zu finden. Beim Anwesen Kaiser/Ries wurde 1952 eine römische Straßenstation, beim Erdaushub für einen Neubau, festgestellt und von OSTR - Teichert hervorragend dukumentiert.

Auf den Fluren gegen Daisbach wurden zwei Gutshöfe und eine größere zivile römische Siedlung auf dem Bitzbuckel bzw. Klotzrain lokalisiert. Auch frühmittelalterliche Siedlungsspuren sind beidseitig im Diedersgründel vorhanden. (evtl. umgesiedelte Sachsen aus der Franken Zeit) Eine vollständige Aufzählung und Beschreibung zu diesem Fundgebiet, kann im Heimatbuch das zur 1200 Jahrfeier von Waibstadt heraus gegeben wurde, nachgelesen werden.

Über die Ausgrabung eines römischen Gutshofkellers im Flur Kirschhäusel lohnt es sich jedoch ausführlicher zu berichten.

Der erste Hinweis: "Die Sage vom Kirschhäuselgeist "

Wenn man Übersichtskarten zur römischen Besiedlung in Baden - Württemberg genau betrachtet, fällt auf, dass in unserer Heimat, dem nördlichen Kraichgau , recht wenig Fundstellen eingetragen sind.

Studiert man jedoch die Heimatbücher und Ortsgeschichten aus unserer Region, dann findet man zahlreiche Hinweise auf Mauerreste von versunkenen Burgen, Schlössern, Klöstern oder Kapellen.

Fast alle Sagen und Geschichten sowie viele Flurbezeichnungen weisen auf Siedlungsstätten unserer Altvorderen hin. So auch die Waibstadter Sage vom Kirschhäuselgeist und einem ehemaligen Kloster.

Seit vielen Generationen erzählen sich die Waibstadter die Sage, daß im Flur Kirschhäusel ein reiches Kloster, dem all die fruchtbaren Äcker im Umkreis gehörten, gestanden haben soll. Das Klostergebiet war inmitten dichter Waldungen vor Störenfrieden sicher, bis in einem großen Krieg, der das ganze Land verwüstete, auch für diese stille Stätte das Verhängnis nahte.


Horde wilder Gesellen rückt an.

Angeführt von einem abtrünnigen Klosterknecht, der wegen schwerer Verfehlung ausgeschlossen worden war, näherte sich in einer dunklen, stürmischen Nacht eine Horde wilder Gesellen dem Kloster im Kirschhäusel, um es zu berauben.


Das blutige Gemetzel beim Kirschhäusel.

Die Mönche waren zu schwach, sich der Mörder zu erwehren und unterlagen in einem blutigen Gemetzel. Bei der Teilung der Beute entspann sich ein Streit, bei dem der verbrecherische Klosterknecht kurzerhand erschlagen wurde. Die Räuber zogen weiter und ließen das brennende Kloster zurück, dessen Reste bald gänzlich zerfielen und von dichtem Gebüsch überwuchert wurden.


Die Gegend um den Kirschhäuselbusch.

Dieses Dickicht wurde lange Zeit vom Volksmund als Kirschhäuselbusch bezeichnet, ist aber längst abgeholzt. Heute erinnern nur noch Steine, auf die der Pflug manchmal stößt, an die alten Grundmauern. In stürmischen Nächten zieht es den ruhelosen Klosterknecht an die Stätte seiner Untat. Wer genau hinzuhören versteht, kann das verzweifelte Läuten des Klosterglöckleins aus dem Tumult heraushören, der mit dem Stimmengewirr und dem Waffenlärm um das Kirschhäusel tobt.

Die primäre Grundlage unseres Interesses für Geschichte und Vergangenheit ist die gleiche Triebkraft, die hinter jeder Forschung und Wissenschaft steht, eine ganz elemetare menschliche Eigenschaft, "die Neugier".

Sie hat uns, zwei Heimatfreunde aus dem Kraichgau, dazu verführt, der Sage auf den Grund zu gehen und dem Kirschhäuselgeist aus seiner Verbannung zu helfen.

Intensive Flurbegehungen , Befragungen der hier ackerbautreibenden Landwirte, sowie die hilfreiche Unterstützung von Rutengängern erbrachte die genaue Lokalisierung des betreffenden Geländes.

An zwei wunderschönen Sommertagen, am 5. und 6. August 1988,  haben wir es "trotz Strafandrohung" gewagt, zu graben und wurden fündig.

Gleich die ersten Spatenstiche führten uns zu dem ersehnten Erfolgserlebnis und legten eine Mauerfront mit Lichtschacht frei. Der Rest war in einem weiteren Tagewerk getätigt, und die oberen Mauerzüge eines römischen Gutshofkellers boten sich unseren erstaunten Blicken dar. Die Sage, daß hier einmal ein Kloster stand, wurde durch diese Sondierung widerlegt.

Statt einer Klosterruine fanden wir die Grundmauern eines Kellers von einem römischen Gutshof . Die äußeren Abmessungen des Kellers betrugen 6,8 m x 5,8 m.Der Keller besaß einen Eingang an der östlichen Seite, der über eine Rampe zugänglich war. Der Keller gehörte zu einer Villenanlage die sich über ein großes Gesamtareal von über 100 x 100 m erstreckte

Jetzt wissen wir, dass nicht die Horde wilder Gesellen, sondern die Alemannen den römischen Gutshof, Mitte des 3. Jahunderts, ca. um 260 n.Ch. beim großen Alemanneneinfall, zerstört hatten.

Für uns Hobbyarchäologen war nun leider die Arbeit beendet, denn der nächste Grabungsabschnitt darf nur vom LDA mit seinen erfahrenen Mitarbeitern durchgeführt werden. Dies wird aber in der nächsten Zeit nicht möglich sein , weil das LDA zur Zeit wichtigere und gefärdetere Objekte vorrangig zu sichern hat.

Wir haben diese Argumente akzeptiert, schütteten den Keller wieder sorgfältig zu und stellten den ursprünglichen Zustand des Landschaftbildes wieder her.

Die Ausgrabungsarbeiten wurden schriftlich und bildlich dokumentiert und in einer luft - und wasserdichten Kapsel auf dem Kellerboden für die Nachwelt hinterlegt .


2.4 Bildliche Dokumentation über den Ablauf  einer vom LDA nicht gerne gesehenen Ausgrabungsarbeiti. Jahr 1988.

Auf Gemarkung Waibstadt, im Gewann Birkig/Kirschhäusel.

Die Bilder sind mit Hinweisen und Komentaren beschriftet und somit selbstredend.

Das erste Bild zeigt den vom LDA erstellten Fundbericht mit der Beschreibung einiger Fundstücke.

Alle vom LDA überlassenen Fundstücke der Ausgrabungen -Neidenstein/Buchfeld und Waibstadt/Kirschhäusel sind in Vitrinen des Heimatmuseums Neidenstein zu besichtigen.