- Wenn nicht sein kann, was nicht sein darf... -

Wo einst der Druide stand

Frühgeschichtliche Funde beim Stadionbau - Sinsheim.

Gemarkung Sinsheim, Flur Hackdorn und Rudolphszipfel


" RNF-Reportage in KW 27/28 - 2007"

Die Bauprojekte des Dietmar Hopp haben stets eine bewegte Geschichte. Noch heute erinnern wir uns schmunzelnd an den Bau der Mannheimer SAP-Arena, als erstmals eine Kolonie Feldhamster umgesiedelt werden musste. Als dann die Bagger anrückten da wurden Keltengräber freigelegt.

Nun die SAP-Arena ist fertig und längst eingeweiht und inzwischen wächst das nächste Hoppsche Groß-Projekt aus dem Boden. Es ist das Fußballstadion an der A6 bei Sinsheim.

Und siehe da auch hier wurden die Historiker nach den ersten Grabarbeiten der Bagger fündig.

Ihre Passion ist es, jede größere Baustelle der Region auf mögliche Funde hin zu untersuchen. Das Gelände für das neue Stadion erweist sich als wahre Fundgrube.

Hier haben sie bereits einige aussagefähigen Stellen am Boden freigelegt, den Fund interpretierten sie als Urnengräberfeld oder auch als Keltisches Gräberfeld.

Auch die einige Meter weiter in Richtung A6 befindlichen Bodenverfärbungen, von noch völlig ungestörten Brand- und Körpergrablegen, haben die Historiker ebenfalls markiert, für die fachgerechte archäologische Ausgrabung durch Archäologen des LDA - Karlsruhe.

Die Funde wurden am 2.Juli 2007, morgens 8.00 Uhr von den beiden Heimatforschern persönlich der Stadtverwaltung Sinsheim gemeldet, am 3.Juli per eMail mit Bildmaterial dem LDA- KA und am 9. Juli dem Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim.

Die Stadt verständigte sofort das LDA, welches dann am Montag, den 2.Juli 2007 nachmittags und Dienstags, den 3.Juli. 2007 vormittags eine kurze Sondierung von einem Grabungstechniker durchführen ließ, allerdings nur an zwei vom Bagger stark gestörten Grabstellen.

Anfangs der darauf folgenden Woche war der bislang defekte Bagger wieder einsatzbereit und es wurde dann auch der ungestörte Bereich des Gräberfeldes - metertief - abgeräumt.

Ein Wachdienst wurde zur Absicherung des Baugeländes eingesetzt. Die Beobachtung der Erdbewegungen wurden einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des LDA-AST-KA bis Ende August übertragen.





Archäologische Begehrlichkeiten:

Das gesamte Gräberfeld ist inzwischen gute sechs Meter tief aus- und abgeräumt und die sterblichen Überreste der Druids haben ihre Bleibe oder auch einen Ehrenplatz auf dem großen Stadiongelände gefunden.

Die Heimatforscher hätten erwartet, dass die noch zahlreich vorhandenen und ungestörten Brand- und Körpergräber vom LDA - Karlsruhe gründlicher untersucht worden wären.

Die von den Heimatforschern vorgeschlagenen und in solchen Situationen üblich und öfters angewandten geophysikalischen Messverfahren der Archäologie, wie z.B. die Geoelektrische Kartierung des Fundgeländes, wären an einem Tag, ohne erforderliche Grabarbeiten, und vor allem zum gegebenen Zeitpunkt, ohne jegliche Störung der Bauarbeiten möglich gewesen.

Die übereilte und vorzeitige Berichterstattung in der Presse hat dieses Vorhaben leider verhindert.

Eine günstige Gelegenheit ist versäumt worden, neues zur Frühgeschichte auf Sinsheims Gemarkung zu erfahren. Insbesondere über die Besiedlung auf den bereits im Lorscher Codex (827) erwähnten Fluren Hackdorn und Rudolphszipfel. Bei Rudolfes mulin, ist die abgegangene Rudolfmühle, ....alles was erwähnter Burgolf dort besessen hat, ........sambt 68 Leibeigenen. "Heimatbuch Ur -, Vor- und Frühgeschichte" des Heinrich Christmann's Beschreibungen von den Urnengräberfunden am 9. Nov.1953 im Winkel der Landstraße nach Weiler und dem Feldweg zur Walkmühle im Gewann "Breites Bäumchen" sowie über die weiteren dortigen Entdeckungen entlang dieses Feldweges über die Gewanne Rudolphszipfel und Hackdorn bis hin zur Walkmühle.

Konzedierte ambivalente Interpretations- Problematik der Presse:
(sich fügen - zweiwertig - erklären)

WEIL NICHT SEIN KANN, WAS NICHT SEIN DARF.

KRAICHGAU - STIMME - Eppingen


12.Juli 2007
von Adrian Hoffmann und Eric Schmidt :
Archäologischer Fund am Stadion
Bauarbeiten seien ungefährdet, sagt die Stadtverwaltung - Knochen sollen aus der Merowingerzeit stammen.............. ..... und nach Angaben vom Heimatvereinchef Bernd Röcker teilweise womöglich sogar noch wesentlich älter sein könnten.

19.Juli 2007 von Adrian Hoffmann:
Heimatforscher kritisieren Arbeit des Landesdenkmalamtes
Das Regierungspräsidium weist die Vorwürfe zum Fund auf der Stadionbaustelle zurück....... .......Das man bei Untersuchungen, die während eines Baus stattfinden, gewisse Einschränkungen machen müsse - das liege in der Natur der Sache. Außerdem seien die Funde nicht außergewöhnlich, sagte Konrad Weber, Sprecher des Regierungspräsidiums KA., .....

24.Juli 2007 - Leserstimmen :
Gegenargumente....... Wir kritisieren nicht die Arbeitsqualität des Denkmalamtes, sondern den Arbeitsablauf.......... Wenn ein qualifizierter Grabungstechniker des LDA für eine Aufgabenstellung, zu deren korrekter Ausführung er ca. gute 50 Stunden benötigt hätte, nur für zwei halbe Tage (2x4 Std.), zur Sondierung der vom Bagger erheblich gestörten Fundstellen abgestellt wird, zudem weitere noch vorhandene ungestörte Brand und Körper-Gräber, laut Anordnung nicht untersuchen darf, dann stimmte da etwas nicht.

Die Heimatforscher begannen zu begreifen, Archäologendrang braucht Augenmass, besonders dann, wenn nicht sein kann, was nicht sein darf.

Die unbedeutenden Funde stoppten den Stadionbau nicht, die Bauarbeiten wurden nicht behindert. Ambivalent interpretiert - es nahm alles seinen gewohnten Gang.


RNZ - SINSHEIM

13.Juli 2007 von Mario Zorn:
Unbedeutende Funde stoppen Stadion nicht
Hobby-Archäologen fanden Reste aus Eisenzeit - Waffe war ein modernes Küchenmesser- ....... "Unbedeutende Reste aus einer Besiedlung in der Urnenfelderzeit," erläuterte Dr. Britta Rabold, zuständige Ressortleiterin des LDA, "wir haben unsere Leute -?- wieder abgezogen." (es war nur ein Mitarbeiter vor Ort)
Für diese Berichterstattung waren die gesammelten Erkenntnisse der beiden Heimatkundler, deren archäologische Vorsondierungen - im Umfeld der Baustelle sowie ihre Recherchen in der einschlägigen Lokalen Geschichtsliteratur - für den Berichterstatter Herrn Mario Zorn leider nicht hinterfragungsbedürftig - dafür hat er aber ohne Augenmass recht dümmlich und beleidigend gelogen, mit Übereifer die falschen Interpräsentationen aus der Vortagspresse, der Kraichgau Stimme, abgekupfert, die Leser über Unwahrheiten informiert und warum auch immer, zwei langjährige erfahrene Heimatforscher versucht zu disqualifizieren und lächerlich zu machen.




? Modernes Küchenmesser ? Walkmüllers Küchenmesser !
Hallstatt / La Tene


21-22.Juli 2007 von Günther Keller:
Archäologendrang braucht Augenmaß.......



21.-22. Juli 2007 von Günther Keller:
Funde werfen Gräben zwischen Forschern auf
Hobbyarchäologen: Behörden begutachteten falsche Grabstellen - Denkmalschützer: Ehrenamtliche buddelten ohne Genehmigung..... Wissen es Kraichgauer Hobbyarchäologen besser als promovierte Geschichtskundler vom behördlichen Denkmalschutz?

27.Juli 2007 - Leserbrief zu Stadiongrabungen:
- Kritisiert wurden die Arbeitsabläufe ..............

RNZ: 19. Dezember 2007 von Mario Zorn
Vor den Kickern hausten hier einfache Bauern

Schlussbericht zu den Stadion-Grabungen: Viele Scherben und Tierknochen, aber keine konkreten Hinweise auf ein keltisches Gräberfeld. Dies ist das Ergebnis der archäologischen Untersuchungen rund um den Stadion-Standort.... Auf einer Grabungsfläche von etwa 40 auf 100 Meter waren Hobby-Archäologen auf kleinere Gruben gestoßen, in denen Keramikscherben und Tierknochen lagen...(nicht mehr erwähnt wurden die Reste aus der Eisenzeit - insbesondere die Waffe, ein modernes Küchenmesser ? )

Der abschließende Grabungsbericht wurde .........in Rohrbach vorgestellt. Beurteilungen..... anhand der hochwertigen Technik des Tonbrandes......... Reib- und Mahlsteine aus Eifel-Basalt. Webgewichte................ Von Bedeutung sind auch die Bruchstücke von Briquetagen -Tiegeln,...... Transportverpackungen für Salz......

Bis Ende August waren einige Kisten an Fundmaterial herausgekommen !!!

Das Erscheinen des Schlussberichtes zu den Stadion-Grabungen und den archäologischen Untersuchungen rund um den Stadion-Standort, durch den ehrenamtlich beauftragten Mitarbeiter des LDA, wurde in Kreisen integerer Historiker und Heimatkundler mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen.

Die Erstellung dieses abschließenden Grabungsberichtes hat die RNZ Redaktion wiederum einem sehr emotional agierenden, fachlich aber völlig unterqualifiziertem Berichterstatter anvertraut.

Die Qualität dieses abschließenden Schlussberichtes ist für Heimatforscher, Hobbyarchäologen und auch Ehrenamtliche des LDA, enttäuschend ausgefallen.

Im Fundbericht fehlen die so wichtigen Angaben über die exakte topographisch fixierte Lage von Fundstellen, mit Benennung dieser so vielgestaltigen und aussagekräftigen Fundstücke.

Ohne einen abstrakten Fundplan mit geographischer Lokalisierung und Zuweisung der Fund-Objekte in die Gemarkungssegmente des Stadion - Geländes, lassen sich keinerlei Fund und Fundorts - Vergleiche anstellen, mit den Fundberichten und Aufzeichnungen aus Flurbegehungen der vergangenen Jahrzehnte. (Heinrich Christmann)
Erstaunlich ist doch, wie sich die Anzahl, der anfänglich als wenige unbedeutende Funde deklarierten Scherben und Knochenreste, die sich dann im Verlauf von zwei Monaten, auf einige Kisten Fundmaterial -zum Teil mit hochwertiger Technik des Tonbrandes- angehäuft haben.

Den Insider beschleicht hier unwillkürlich der vage Verdacht des inkorporieren's.

Aus welchem Grund auch immer, es fehlen die Fundstellenangaben zu den Reib- und Mahlsteinen aus Eifelbasalt, dem kleinen Gefäß, den Bruchstücken von Briquetage - Tiegeln, den Bruchstücken von Kegelhalsgefäßen mit Schlickrauhung usw.

Ambivalent spiegelt sich die Qualität des Schlussberichtes, im konkreten Verhältnis von Quantität akademischer und promovierter Präsenz, komplex aufgestellt, hinter dem reich gedeckten Fundus-Tisch.

? Wilhelmis Erben ?

Hintergrundinformationen

Aus Sinsheims historischer Geschichtsschreibung

Im Jahr 2007, genau vor 180 Jahren (1827-1828) begann Karl Wilhelmi mit der Ausgrabung der 14 (Grabhügel) Hügelgräber im Sinsheimer Stadtwald.

Gewissenhaft erstellte er danach, in 23 Kapiteln den ersten archäologischen Fundbericht überhaupt, über dieses zu der damaligen Zeit sicher sensationellem Ereignis, den Behörden und der Öffentlichkeit vor.

Eine Passage aus einer von Wilhelmi's Aufzeichnungen im Originaltext:

In diesen sieben und siebzig Gräbern waren aber neun und siebzig Todte, denn in dem elften und dreizehnten Grabe des elften Hügels lagen je zwei Todte. usw......

Heimatbuch

Heinrich Christmann Seite 37/38

Ur-, Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Sinsheim

Herausgegeben vom Landratsamt Sinsheim - 1959

Eine Pasage (Seite 37) aus Christmanns Aufzeichnungen im Originaltext:

... Um mit so aufregender Freude und besonderer Befriedigung erfüllt uns Sinsheimer ein am 9. November 1953 im Winkel der Landstraße nach Weiler und dem Feldweg zur Walkmühle im Gewann Breites Bäumchen beim Anlegen von Wassergräben (Meliorationsarbeiten) aufgedecktes Urnengräberfeld aus der späten Bronzezeit oder älteren Urnenfelderkultur (Hallstatt A). Zwei 9 Meter auseinander liegende Tonurnen zweier Brandgräber konnten gehoben werden, wenn auch nur in Scherbenstücken, die aber zusammengesetzt doch die edle Form der Urnen erstehen ließen. Die oberen Ränder der Urnen waren leider dem Pflug bis zum Umbruch zum Opfer gefallen und von der Pflugschar abgeschnitten, da die Gefäße in nur 23 cm Tiefe unter der Ackerkrume in der Erde standen. Die größere dickwandige und schlecht gebrannte Urne des ersten Grabes durchmaß an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 55 cm, am Boden 15 cm und war 35 cm hoch: von ihren einstigen Inhalten verblieben nur noch ein Bruchstück einer Bronzenen Urnenfeldernadel, Bruchstücke von 3-4 Bronzearmringen, allerdings zerschmolzen, Reste eines verbrannten kanntigen Bronzearmringes, Schädelbruchstücke, ein Zahn und Knochenbruchstücke vom Leichenbrand. Die kleinere Urne des zweiten Grabes von ähnlicher Beschaffenheit hatte einen größten Durchmesser von 46,5 cm, oberen Durchmessser etwa 10 cm, am Boden 15 cm und war nur noch 18 cm hoch.

(im Landesdenkmalamt Karlsruhe)

Weitere Scherbenfunde im Gelände entgingen nun nicht den aufmerksam suchenden Augen, so daß auch längs des Weges zur Walkmühle Brandgruben festgestellt werden konnten. Auch südlich der zwei Urnengrabstätten konnte in 40 cm Tiefe eine 1,3 m lange und 25 cm tiefe Brandgrube ermittelt werden. Diese hochwichtige Entdeckung müsste für alle zuständigen Stellen Anlaß genug sein, die nötigen Schritte zu unternehmen, dieses sicher ausgedehntere Urnenfeld und das die Reste älterer Besiedlung bergende Lößfeld eingehend zu untersuchen und einen weiteren unentbehrlichen Beitrag zur Klärung vorgeschichtlicher Fragen zu liefern.

Flur Hackdorn und Rudolphszipfel :

Am 1.Juli 2006 entdeckten und am 2. Juli meldeten zwei Heimatforscher der Stadtverwaltung aussagefähige Stellen, im Boden beim Nordrand des Stadiongeländes. Heute im Bereich der Autobahn Auf / Abfahrt und im daran anschließenden Parkplatzbereich gelegen. Flächig freigelegt interpretierten sie die stark gestörten und die weiter nördlich gelegenen noch gut erhaltenen kreisrunden und rechteckigen Bodenverfärbungen als Gräberfeld aus der Hallstatt oder Latene Zeit. Diese Feststellung konnte aber noch nicht als sicherer Beweis für dort vorhandene Grabstätten oder Brandgruben längs des alten Weges zur Walkmühle gelten. Die wissenschaftlich eindeutige und vollständige Lösung und Klärung scheiterte bedauerlicherweise an unbegreiflicher Engstirnigkeit oder Ängstlichkeit.



Quellen:
Kurzfilm - RNF LIFE vom 09.07.07: Keltengräber Sinsheim,
Anmoderation und Film- Beitrag auf DVD- Video.
Besiedlungsplan: Frühgeschichte des Landkreises Sinsheim.
Heimatbuch "Ur-, Vor- und Frrühgeschichte" von Heinrich Christmann Internet-Stadtplan von Sinsheim (Ausschnitt Stadiongelände)
Gemarkungsplan Sinsheim, Topographische Karte 1:25000 (Ausschnitte)
Stadionbau: Luft-Aufnahmen zum Gelände , Bilder von den Fundstellen, sowie die Oberflächenfunde aus den gestörten Körper- und Urnengrablegen.
Fundmeldungen per E-Maile an: Dr.Britta Rabold LDA-Ka: Britta.rabold@rpk.bwl.de
E-Mail an: oberbürgermeister@sinsheim.de mit Empfangsbestätigung
Informationen: Archäoprospektion der Fa. Terrana Geophysik, 72116 Mössingen
Presseberichte: Kraichgau-Stimme und RNZ-Sinsheim
Zeitraum: 12. Juli bis 19. Dezember 2007


rsti. in memoriam an den 1. bis 3. Juli anno 2007



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