900 Jahre Ursenbacher Hof

Meiner Schwiegermutter Martha Reinhard geborene Musselmann gewidmet.

Etwa auf halber Strecke zwischen Daisbach und Hoffenheim liegt der Ursenbacher Hof, in alten Urkunden auch Ursenheim und im Volksmund "Bleyhof" genannt. Nach umfangreichen Flurbegehungen, mit Bodenfunden aus der Bronze bis Römerzeit, GLA- Quellen- und Literaturstu-dium kam der Daisbacher Heimatforscher Reinhard Stichling zu dem Schluss, dass der Ursenba-cher Hof im Jahr 2000 mindestens 900 Jahre alt geworden und damit viel älter ist als das am 5.4.1349 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnte Dorf Dahspach, an dessen Gemarkung er lag.
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Luftaufnahme des Ursenbacher Hofes ca.1960
(Foto: Lieselotte & Heinrich Kaufmann)

Eine erste urkundliche Erwähnung des Ursenbacher Hofes in der Stiftungsurkunde vom 6. Januar 1100 ist nicht eindeutig nachzuweisen, wird jedoch von Heimatforschern vermutet: Der Bischof von Speyer, Graf Johannes, stiftete in dieser Urkunde die Benediktiner-Abtei zu Sinsheim "auf meinem eigenen (in probio allodio suo) Sunnesheim genannten und mir von meinen Voraltvätern durch Erbschaft hinterlassenen Erbgute in dem Gaue Elsenzgow in der Grafschaft des Grafen Bruno". Beginnend mit den Worten "...was immer ich daselbst an Gut, Zehnten und unter irgend einem Rechtstitel habe ..." werden in einem langen Schachtelsatz zahlreiche Ort-schaften mit Besitztümern und Zehntrechten aufgezählt und dem Kloster vermacht; Kaiser Heinrich IV, der als Zeuge anwesend war, sanktionierte diese Klostergründung. In dieser Gründungsurkunde ist der Ursenbacher Hof zwar nicht namentlich aufgeführt, doch zählen laut Karl Wilhelmi und F. J. Mone die Sinsheimer Jahrbücher noch Besitz in 26 weiteren Orten auf, welche die Abtei bekommen habe, darunter auch den Ursenbacher Hof.

Grenzsteine Kirchenland: Closter Sinsheim - Closter Lobenfeld


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Grenzsteine: Gemeindeland und Lehensland des Niederadels


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Die Daisbacher Gemarkung bestand damals aus mindestens drei Teilen. Zum Einen das Lehensland des Niederadels (Königsland auch Zepterlehen genannt), nordwestlich und nordöstlich der Wolfstraße am Zuzenhäuser Weg, bis an die Waibstadter-Neidensteiner-Eschelbronner Gren-ze, das nachweislich als erstes die von Venningen (Staufische Ministerialen) zu Lehen hatten. Zum Anderen das sogenannte Kirchenland, die Ursenbacher Gemarkung (Plan 1770), der Orles und Kalkofenwald, Orlesberg, Birkig, samt der Ursenbacher Hofanlage welches dem Grafen Jo-hannes, Bischof von Speyer ursprünglich als Eigengut gehörte und auch an des Closter Sinsheim (CS) Markungen heute noch angrenzt. Das Kirchenland Closter Lobenfeld Gut: von der Hirtenklinge, Baumbusch, Kampeläcker (Höfl), Nonnenhof bis an die Daisbacher, Ursenbacher, Hoffenheimer, Zuzenhäuser und Eschelbronner Gemarkung stoßend, die sogenannte >Breitenhart< eine Schenkung des Megenlaho de Obrig-heim (+1145), und seinen Brüdern Wolprand und Hermann. Diese Herren von Obrigheim gehörten dem Hochadel an und haben in der engeren Heimat, Wimpfen, Mosbach und Eppingen eine ge-wisse Rolle gespielt. Diese beiden Schenkungen gingen an's Closter Sinsheim (CL) und an's Closter Lobenfeld (CL). Dies bezeugen die zahlreichen Grenzsteine mit dem Stiftswappen, dem (Michaels) Engelsflügel, sowie diejenigen mit dem Zeichen des Klosters Lobenfeld, dem (Äbtissinstab) Bischofsstab. Im Jahre 1327 hatten die Herren von Venningen in Waibstadt, Neidenstein und Daisbach Lehen im Landkapitel Waibstadt des Hochstiftes Worms, für das sie als Ministerialen fungierten. Weitere Indizien und Quellen aus dem 12. bis 16. Jahrhundert lassen ebenfalls auf das Alter des Ursenbacher Hofes schließen.

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Musselmann'sche Haus v.1601 (l.) und die Hofmauer (r.) als Aquarell von 1942 E. Fritz

Es wird von Adelgerus berichtete, der erste Abt der Abtei Sunnesheim nach der Stiftung im Jahre 1100, unter dem umfangreiche Bautätigkeiten stattfanden. Dabei wurde auch das Kloster mit einer Ringmauer umschlossen, deren Baustil mit dem der Mauer identisch war, die einst auch den Ur-senbacher Hof umschloß. (einfahrende US Panzer brachten sie im April 1945 zu Fall)

Mit Sicherheit war der Ursenbacher Hof - nicht - das Erbe eines Kreuzfahrers

Um 1147/48 führte Konrad II. eine Heerfahrt gegen die Türken ins gelobte Land zur Wiedergewin-nung des Heiligen Grabes an. Im Jahr 1189 am 11. Mai zog Friedrich I. (Barbarosa) auf dem Landweg mit einem Kreuzfahrerheer ins gelobte Land, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Zuvor, im Jahre AD 1187, bestätigte er dem Kloster Lobenfeld seine Besitzungen auf > Breiten-hart -, heute Daisbacher Gemarkung. Der Schenker war -Meginlaus vir ingenuus de Obergheim- so nennt ihn eine Urkunde AD 1143, kurz vor seinem Tode AD 1145, schenkte Meginlaus sein Hofgut in Lobenfeld, in Daisbach sein Gut auf Breitenhart und einige andere Güter, dem Bischof von Worms zur Gründung eines Klosters. Bleihof
Viele Adlige, die damals mit Konrad II und später mit Barbarossa aufbrachen, vermachten für den Fall, dass sie vom Kreuzzug nicht mehr zurückkehrten, ihre Güter der Kirche. Und die meisten kehrten nicht wieder. Die Bedeutung eines solchen "Mobilisationsvorganges" ist bisher in der deutschen Rechtsgeschichte zu wenig gesehen worden, denn er brachte eine unbekannte Bewegung in den Grundstücksverkehr. Durch Kreuzzüge wechselte das Eigentum, es entstand freie Verfügungsmacht des Grundeigentümers. Aus dem Heimatbuch Hoffenheim erfahren wir, dass schon in Urkunden aus dem 14. Jahrhundert der Ursenbacher Hof als Besitz des Closters Sunnisheim erwähnt ist. Im 15. Jahrhundert mußte das Kloster Teile seiner Einkünfte veräußern, darunter auch 1496 Gütertausch und Rechte in Daisbach. Bischof Ludwig von Speyer hatte im selben Jahr dem Closterkonvent bewilligt, die Zinsen und Nutzungen zu Daisbach, Ursenbach und Epfenbach zu verkaufen. Bei der Auflösung des Klosters am 16. April 1565 befand sich jedoch der Ursenbacher Hof noch in seiner Hand. Im Lagerbuch des Klosters Lobenfeld von 1567 befinden sich einige Bestandsbriefe über Lobenfelder Liegenschaften in Daisbach. In diesen Urkunden wird die Lage von Grundstücken beschrieben "...stost vornen uf des Stifts Sünßheim gutt, so man nennet den ursenbacher hof, neben des Closter Lobenfeldt gutt...".

Der Name "Bleyhof" kommt wohl nicht vom Metall dieses Namens, sondern vom Lösen der Fa-sern aus dem Stängelverband des Flachs oder Hanf. Diese Vorgänge werden weich schlagen, -bleuen-, brechen und schwingen, in unserer Region bezeichnet. Diese Vorarbeiten waren erforderlich um den Flachs (Faserlein) für Leinen und den Hanf für Säcke und Seile aufzubereiten.


Sage von der alten Orschel

Mit Sicherhei nicht Namensgeberin, jedoch eng mit dem Ursenbacher Hof verbunden ist Ursula, im Volksmund früher etwas respektlos "alte Orschel" genannt. Die Angaben über diese Frau sind widersprüchlich: In alten Daisbacher Akten wird sie als eine "von Göler" bezeichnet, an anderer Stelle wieder als eine "von Ramung", Äbtissin des Klosters Lobenfeld. Allerdings ist sie als Äbtissin dort nicht nachzuweisen.
Tatsächlich gab es zwei Ursulas: Ursula v. Rammung geb. v. Schülmitz, gestorben 1502 und Ursula Göler von Ravensburg, geboren 1517 als Tochter des Albrecht VI. Göler von Ravensburg, zuletzt genannt als Nonne 1549 zu Frauenalb, eine Benediktinerinnen-Abtei (Feudalstift) nördlich von Herrenalb.


Grabstein der Ursula v. Rammung geb. Schüllmitz


Ursula von Rammung geb. von Schülmitz, Ehefrau des Matthias III von Rammung, ist im Jahre 1502 in Daisbach verstorben. Auch das Todesjahr - 1402 oder 1502 - war lange umstritten und damit genauso mysteriös wie ihr Grabstein. Anfang des 20. Jahrhunderts galt dieser als verschollen, 1996 wurden Teile davon im Vorgarten neben der Kirche gefunden, wo sie offenbar seit deren Renovierung 1787 gelegen hatten. Heute sind diese Fragmente der zerstörten Grabplatte, die einst einen Ehrenplatz vor dem Altar der alten Kirche in Daisbach hatte, an der Außenfassade der evangelischen Kirche angebracht. Welche von beiden Ursulas Stifterin des Hoffenheimer Abendläutens war, das ihr einst den Weg aus dem dichten Orleswald wies, ist bis heute ungeklärt. Dieses Abendläuten existierte jedenfalls als eine Stiftung, bestehend aus einer Fruchtkompetenz, die die Evangelische Pflege Schönau der evangelischen Kirchengemeinde Hoffenheim zu entrichten hatte und die erst 1973 abgelöst wurde.

Ab dem Jahre 1547 verlieh das Stift den Hof in "Temporalbestand" (Zeitpacht), später dann in Erbpacht. 1578 verlieh es "den Hof mit Haus, Hofreite, Scheuer, Ställ, Aecker, Egerten (Oedun-gen), Wiesen, Wasser, Weidgang und Bezirke, so dahin von alters gehörig" auf 20 Jahre an Hein-rich Federwisch von Hoffenheim gegen einen jährlichen Zins von je 15 Malter Korn, Dinkel und Hafer nebst 1 Martinsgans. Federwirsch war außerdem verpflichtet, "des Hofs Gebäu an Häusern, Scheuern, Ställen u. dgl. samt der alten Mauer" (damit war wohl die Umfassungsmauer gemeint), welche von seinem Vorgänger vernachlässigt worden waren, in den nächsten Jahren wieder "in guten redlichen Bau" zu bringen.

Die von Federwirsch vorgenommene Wiederinstandsetzung hat jedoch nicht lange gehalten, denn im Jahre 1601 scheint der Hof einer gründlichen Renovation unterzogen worden zu sein, wie dies im Renovations- und Zinsbuch sowie in der Waldbeschreibung von 1601 ausführlich beschrieben wurde.

So war am Ursenbacher Hoftor einerseits das kurpfälzische, andererseits das Stiftswappen mit der Jahreszahl 1601 eingehauen.

Auch das frühere älteste (Musselmannsche) Haus trug über der Haus- und Kellertür sowie am Backhaus die Jahreszahl 1601. Hinter dem Haus im Innenhof nahe dem Hofbrunnen war ebenfalls die Jahreszahl 1601 eingepflastert.

All diese alten steinernen Zeitzeugen wurden beim Abriss der alten Hofgebäude vom heutigen Eigentümer zerschlagen und zur Auffüllung des ehemaligen Ursenhöfer - Sees verwendet.

In der Ortschronik von Steinsfurt ist zu lesen, dass den Hofleuten von Steinsfurt bezahlt wurde: "Den Ursenbacher Hofbeständer für die Zinsfrüchten zu Daisbach sammeln helfen und auf das Stift führen, 3 Maß Wein a 48 kr. und 6 Pfund Brot a 40 kr dann.... 2 Gulden 28 Kreuzer".

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648)scheint der Ursenbacher Hof herrenlos geworden zu sein.

1652 und 1653 berichten die Renovations - und Zinsbücher des Stiftes Sinsheim über die Pacht-erneuerungen und Auflagen in den abgeschlossenen Bestandsbriefen, mit den Familien Bopp Hans, Hennig Jost, Hennig Hans, Hennig Heinrich, Katzengrohe Hans, Katzengrohe Georg, Kat-zengrohe Philipp, Ziegler Philipp und Kirsch Hans Philipp.

Hier heißt es: "Demnach nicht allein viel Äcker, sondern auch die Wiesen und Gärten mit wildem Holz und Röhrig überwachsen, als sollen die Beständer dieselben mit Ausreutung von Röhrig, Dorn und Hecken, Stauden und anderem wilden Holz, dann Auswerfung von nötigen Wassergrä-ben, Ebenschleifung der Wassergallen, Sumpf und dergleichen in guten wesentlichen Bau richten, insonderheit den nötigen Fleiß anwenden, die öden und wüsten Güter wiederum in Bau zu brin-gen.

Für die Jahre 1660-1680 bringen die besagten Renovations - und Zinsbücher die Namen: Bopp, Bauer, Enßer, Federwisch, Graf, Greißbarth, Hahn, Hennig, Jäger, Katzengoh, Kürsch, König, Mül-ler, Schneider, Ungerer, Wolf, Ziegler, u.a., die größtenteils in Daisbach wohnten und welche mit Ausnahmen alle wieder verschwunden sind.

Nach einem Auszug aus dem Hilsbacher Amtsprotokoll vom 22. Januar 1670 bestand der Hof Ursenbach aus einem Wohnhaus, zwei Scheuern, zwei Ställen; dazu gehörten 159,25 Morgen Äcker, 19 Morgen Wiesen, zwei Fischweiher. Der Pachtzins betrug: 13 Malter Korn, 30 Malter Dinkel, 20 Malter Haber. Außerdem hatten die beiden Beständer noch einige Frohnfuhren zu leisten.

1660-1680 bringen die erwähnten Renovations- und Zinsbücher des Stiftes weitere Namen wie: Bauer, Bopp, Enser, Federwisch, Graf, Greißbarth, Hahn, Hennig, Jäger, Katzengroh, Kirsch, König, Müller, Schneider, Ungerer, Wolf, Ziegler, die in Verbindung mit dem Ursenbacher Hof in Erscheinung treten.

Die Federwischsippe stammt aus Hoffenheim. Im Weistum von 1554 erscheint ein Seyfried Fe-derwisch und 1661 ist ein Hanß Georg Federwisch Schultheiß in Hoffenheim. Der Familienverband der Federwisch lebte über viele Generationen in der näheren Umgebung von Hoffenheim. Geburteneinträge finden sich1693-1730, Heiraten 1696-1720und Sterbeinträge 1690-1729 im reformierten KBR-Sinsheim. Im luterischen KBR- SNH-Dühren findet sich der Name Fe-derwisch im Geburtenregister 1678-1697, im Heitatsregister 1627-1677 und im Sterberegister 1674-1704.

Nach 1670 kamen die Brüder Ulrich und Pleikard Stürzenäcker als Beständer auf den Ursenba-cherhof. Die Gattin des Pleikard Stürzenäcker war die Schwester Margaretha der Brüder Martin und Chri-stian Duflin. Dieser Familienverband lebte mehrere Generationen auf dem Ursenbacher Hof. Im ref. KBR-SNH finden sich Geburteneinträge von 1693-1730, Heiratseinträge 1696-1720, Ster-beeinträge von 1690-1729.

1672-1684 war Christian Salzgeber zusammen mit Martin und Christian Duflin Hofbauern des Kloster Lobenfeld, ab 1685 auch Bettendorfer Beständer in Mönchzell. Christian Salzgebers 1. Ehe-frau war Agnes Duflin +1682 (40 Jahre alt), eine Schwester der Duflinbrüder.

Der erstgeborene Sohn des Christian Salzgeber, Hanß Leonhard *1664 + vor 1726, verheiratet 1686 (1.oo) mit Anna Margaretha Stumpf aus Kochendorf (+1730 in Daisbach 70jährig). Hanß Le-onhard erscheint 1691 im ref. KBR-SNH als Taufpate für das Söhnlein, Johann Leonhard, des Jo-hannes Hasenfuß Taglöhner auf dem Ursenbacher Hof. Im Jahr 1698 als Vater zwecks eines Sterbeeintrag für sein 1692 geborenes Söhnlein Hanß Michael, beide Male wird er genannt als Taglöhner auf dem Ursenbacher Hof.

Hanß Leonhard Salzgeber wird erstmals 1698 zusammen mit Hans Conrad Stürzenäcker, als Gutsbeständer auf dem Ursenbacher Hof genannt.

Ab 1700 erscheinen als Hofbeständer: Hanß Leonhard Salzgeber, 1710 Jakob und David Kauf-mann, Johann Michael Schupp, 1747 Georg Hofmann, 1757 Johann Georg Pfau, 1800 Sebastian und Ernst Pfau sowie Martin Kaufmann. 1818 waren Hofbeständer Jakob Müller und Jakob Mus-selmann. Im Jahre 1848 wurde der Erbbestand gegen 10185 Gulden abgelöst und der Hof samt dem landwirtschaftlichen Gelände Eigentum der letzten Beständer.

Bis 1803 war der Hofmann auch Zöllner an den drei Kurpfälzer Zollstöcken die auf Ursenbacher Markung errichtet waren. Zwei davon standen an der Hoffenheimer Landstraße an den Kreu-zungspunkten dieser mit den Wegen "Daisbach - Sinsheim" und "Ursenbacherhof - Sinsheim", der dritte am Weg "Ursenbacherhof - Daisbach", wo der Grinnenweg von diesem abzweigt. (Heute liegt dieser Punkt 30 m in Richtung Ursenbacherhof nach dem Abzweig zum Moser- und Birken-hof). Die Fuhrleute hätten eigentlich nach Sinsheim fahren und dort ihren Zoll entrichten müssen; wegen des großen Umwegs konnte man Ihnen dies aber nicht zumuten.

1910 waren Eigentümer David Musselmann Erben, Michael Musselmann, Johannes Horsch so-wie Friedrich und David Kaufmann. Ab 1934, bis 1958, war Hofpächter Hermann Gebhard, der vom Bergheimer Hof bei Stuttgart, unterhalb der Solitude, kam. Heute ist die Familie Walter Schmutz alleiniger Eigentümer des Ursenbacher Hofes. Der Hof liegt in exponierter Lage inmitten eines fruchtbaren Ackergebietes, das früher "Eckzehnten" genannt wurde und zwei Drittel der Daisbacher Gemarkung ausmachte. Schon seit jeher war er Anlass zu Grenzstreitigkeiten und nachbarschaftlichen Rivalitäten zwischen Daisbach und der Stiftsschaffnei Sinsheim, insbesondere aber mit Hoffenheim. Das Stift Sinsheim behauptete, das Ursenbacher Hofgut sei eine selbständi-ge, von Daisbach unabhängige Gemarkung.

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Das nicht mehr existente Wohnhaus des Daniel Musselmann aus dem Jahre 1601

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Anna Musselmann geb. Brand (1867-1949) | Daniel Musselmann (1860-1931)
Elise Luise | Dina Elisabeth | Emil | Frieda
Martha | Anna

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Das älteste noch erhaltene Wohnhaus, erbaut 1840. Letzte Besitzer waren die
Familie Kaufmann, Heinrich und Lilo Kaufmann. Erbauer waren Johannes Horsch
aus Roßach (1784-1856) und Anna Horsch geb. Musselmann (1787-1856)

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Streitereien am Ursenbach

Die Auseinandersetzungen ziehen sich in der Geschichtsschreibung über Jahrhunderte hin, verliefen nicht selten auch gewalttätig und würden einem Romanautor zur Ehre gereichen. So wird etwa berichtet vom Viehtriebsstreit um das von den Daisbachern eingeforderte Recht, ihr Hornvieh und Schafe auf das Ursenbacher Hofgebiet zur Weide zu treiben. Schon bis zur Zeit unmittelbar nach dem 30-jährigen Krieges läßt sich der Streit aktenmäßig zurückverfolgen. Im August 1666 fuhr der Daisbacher Hirte mit seiner Herde wieder auf das dem Stift gehörende Ursenbachacher Hofgebiet. Dabei kam es zwischen dem Stiftsschaffner und dem Daisbacher Hirten zu einer blutigen Rauferei, "sodass ersterer im Gesicht allenthalben geblutet und so verschwollen war, dass er nicht mehr aus den Augen sehen konnte". Mit Prügeln, Äxten, Gabeln und Hauen bewaffnet eilten die Daisbacher Bauern herbei, um das weggenommene Vieh wieder abzuholen. Auch 1731 kam es zum Streit, das Amt Dilsberg gestattete es daraufhin dem Ursenbacher Hofbeständer, die Daisbacher Gemarkung mit 60 Schafen zu befahren; das Mannheimer Hofgericht erhöhte diese Zahl auf 200. In einer "Copia attestati" (Besitz Bezeugung) von 1732 heißt es: "Es wird in kraft dieses von Daisbacher gerichts wegen bey Eyd und pflichten bezeuget, daß Unß wohl bewust, auch solches vor Unseren Voreltern gehöret, daß jeder Zeit der hoff Ursenbach, und dessen Zeitliche Beständer Unter dem Dilspergischen und Voigteyl. Daysbachischen, und keinem andern gerichtszwang in Civil und cri-minalfälllen gestanden, und es was gantz neues ist, daß Ein Stifft Schaffner zu Sünsheim auff die-sem Hoff Eine Jursidiction exerciren will oder soll, welches wir Unter Schriebene wohlbedächtl. wie obgedacht an Eydes statt bezeugen. Daysbach, den 8.11.1732 Georg Adam Hönig Anwald, Peter Triebelhorn, Johan Georg Glaßbrenner, David Hönig und Johannes Stichling sambtl. des gerichts." Im April 1757 pfändete ein Jägerbursche des Stifts eine Kuh aus der Daisbacher Herde, als der Hirte mit 25 Stück Hornvieh rechtswidrig einen frisch angelegten Wald im "Stiftsrain" befuhr. Am 13. Juli 1757 fuhr der Daisbacher Schäfer mit der Gemeindeschafherde wieder in die Nähe des Ursenbacher Hofes. Mit Prügeln und Mistgabeln bewaffnet... Der Stiftsschaffner ließ die Herde durch den Hofbeständer Hans Jörg Pfau in dessen Scheuer einsperren. Kaum war dies in Dais-bach bekannt, "als die Sturmglocken erklangen und 16 bis 20 Bürger mit Prügeln, Dorfspießen, Mistgabeln usw. nach dem Ursenbacher Hofe eilten, die Schlösser von den Scheunen schlugen, in welchen die Schafe eingesperrt waren und letztere mit fort nahmen. Die beiden Söhne des Pfau, welche Widerstand leisteten und in dem Tumulte einige Wunden erhalten hatten, wurden ebenfalls mit nach Daisbach geführt, in das sog. Gänshäus´l, den Gemeindearrest gesperrt, bei genügender Mannschaft bewacht und erst auf Befehl des Amtes Dilsberg nach 4 Tagen wieder in Freiheit gesetzt". Erst durch einen Vergleich vom 28. August 1787 wurde der Streit beigelegt. Zwischen den Bewohnern des Ursenbacher Hofes und der Gemeinde Daisbach herrscht heute bestes Einvernehmen. In alten Zeiten war dies nicht immer der Fall. Die früheren Hofbeständer Pfau nutzten jeden Gelegenheit, sich den Daisbachern zu widersetzen. Weil sie katholisch waren, wollten sie nicht auf dem Daisbacher Friedhof beigesetzt werden. Einmal mußte sogar ein auf dem Hof Ver-storbener von den Daisbachern bewacht und unter Anwendung von Gewalt auf dem Daisbacher Friedhof beigesetzt werden. Unweit des Bleihofes entspringt der Eichbrunnen, der früher den Blei-höfer See speiste. Dieser See, dessen Fischwasser sogar verpachtet war, befand sich bis Anfang der Sechziger Jahre unterhalb des Hofes im Gewann Seewiesen und war von alten Weiden umsäumt.
Nach dem Abbruch der alten Bausubstanz des Ursenbacher Hofes wurde er aufgefüllt und ist der Nachwelt nicht mehr erhalten. 45 Menschen wohnten noch 1905 auf dem Ursenbacher Hof, damals ein kleines Dorf mit mehreren Wohngebäuden, Scheunen, Ställen. Ältestes Haus war das o.a. Wohnhaus des Daniel Musselmann aus dem Jahre 1601. Der Ursenbacher Hof ist auch heute noch ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Mastschweinehaltung, Getreide- und Zuckerrübenanbau.


Ursenbacherhof heute ; Ansicht von süden

Daisbach ? Ursenbacher Hof

Ursenbacherhof um 1975 mit Lokalisierungs- und
Sondierungsversuchen zu einem römischen Gutshof


Als Oberflächenfunde sind zu nennen:
Bruchstücke von Terra?Sigillata Geschirr, div. Tonscherben und einige Dachziegelbruchstücke. Ein Ringstück aus Horn, einige eiserne Nägel, eine Tüllenaxt aus Broze sowie eine kupferne Gewandnadel.

Plan Stift Sinsheim ? Ursenbacher Gemarkung 1770
Bleihof
Vorlage und Aufnahme: Generallandesarchiv Karlsruhe H Daisbach /5

Übersetzung des Textes

Über das churpfälzische Stift Sünzheimer Ursenbacher gemarckung und das daneben gelegene Stücks an der Dayspacher gemarckung, welches der Ursenbacher Hofmann ebenfalls mit seinem Viehe zu betreiben berechtigt ist, und wegen fortdauernden angriffen der Dayspacher in die Ursenbacher Wälder und Felder zur unstituirung einer Commission aufgenommen worden im May 1770 durch Einen Churpfälzischen Hochwohllöblichen Administrations Renovatorem Johann Bernhard Otto:
Worauf also eigentlich zu ersehen, wie das Stifft Sünze wäldern und Felden, welche letztere theils erblich und theils um Zins begeben und Complex gelegen Und fängt der Ursenbacher District auf der Sünzheimer gemarckung bey einem großen quaderstein, welcher die Sünzheimer und Ursenbacher gemarkung scheidet, und mit ...roth bezeichnet ist; von der längst der Hoffheimer, Zuzenhauser und Eschelbronner gemarckung nach denen Roth fortziehend bis auf die sogenannte Wolfsstraß nach Zeichen 56 bey welchem Stein lt. der 1601er waldbeschreibung Seite 91: Eschelbronn Dayspacher gemarckung und das Stiftswald zusammen stoßen, als dann weiters herunter bis zu Zeichen 94 und so forth zum ersten anfang bey Zeichen Nr.1: das gemelte Stück von der Dayspacher gemarckung, welches der Ursenbacher Hofmann mit seinem Viehe zu betreiben berechtiget ist; fängt an bey vorgemeltem 56tem Stein an der Wolfsstraß oder Zeichen A zeucht der gedachten Straßen nach bis zu B, und von da längst der Waibstatter und der Sünzheimheimer gemarckung bis zu Zeichen Z, bis wohin es roth linirt, daß es übrigens ein Chuprpfälzischer Stift Sünzheimer District, welcher mit dem Dayspacher Lehens orth oder Hoffheim gar keine Conexion haben kann; beweißen das Churpfälzische und Stift Sünzheimer Wappen mit der Jahrzahl 1601 an der Stiftshofhausthür und 3 Churpfälzische Zollstöcke unter Zeichen 0, o Ú, seind ebenfalls schon damahl und noch vorhanden pp
Lt. 1601 Waldbeschreibung Seite 42 ist dieser ganze bezirk weitläufigest beschrieben.
Seite 111: gehört die Walderneuerung (Schatzungsrenovation) dem Stift zu
Seite 112: haben Churpfalz und der Stift die Waidbann
Seite 113, 114 und 115 gehört ebenfals der Viehetrieb, die Schäferey und Fischrecht dem Stift
Und in den Acten ist endlich ein Urtheil von 1668 vorhanden, daß denen Dayspacher in diesem District, weder Viehetrieb noch Jagens Gerechtigkeit gebührt, und daß das Oberamt Mospach das Stift Sünzheim bey Ihrem habenden Recht kräftigst manutenirn soll

Ein Antwort geben dis acta extenso.

Bleihof
Hofanlage aus dem 10. Jahrhundert

Quellen:
Geschichte der vormaligen freien adeligen Benediktiner-Abtei Sunnesheim, Karl Wilhelmi 1851 (1565 Dekan Werner Nothaft von Hohenberg -Güterverzeichnis-)
Sinsheimer Chronik, ed Franz Josef Mone
Ortsgeschichte von Daisbach mit Ursenbacher Hof von Heinrich Steidel, Heidelberg 1910
1200 Jahre Hoffenheim 773 - 1973, Ein Heimatbuch
Ortschronik Steinsfurt, Band IV, Hans Appenzeller
"Ein rätselhafter Grabstein aus Daisbach", Hartmut Riehl, Kraichgauer Jahrbuch 11
Hans Hattenhauser: Europäische Rechtsgeschichte, 1992 Heidelberg, C.F. Müller
Fritz Launer 1187, Güterbestätigung für Stift Lobenfeld
Frühgeschichtliche Bodenfunde: Walter Schmutz & Reinhard Stichling
Fotos:
1. Luftaufnahme des Ursenbacher Hofes Anfang der sechziger Jahre (Lilo & Heinrich Kaufmann)
2. Ursenbacher. Hof in zwei Aquarellen 28.9.1942 E. Fritz
3. Das nicht mehr existente Wohnhaus des Daniel Musselmann vpn 1601
4. Grabstein der Ursula von Rammung geb. v. Schüllmitz (Hartmut Riehl)
5. Luftaufnahme Ursenbacherhof aus 1975

Reinhard Stichling







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